Willkommen im Schachclub Garching!

Wir spielen Schach am Brett und online!

 

Jeden Donnerstag ab 19:30 Uhr Vereinsabend.

Einfach mal vorbeischauen und mitspielen!

 

Unser Jugendtraining findet jeden Donnerstag ab 16:30 Uhr

in der Mensa der Grundschule Garching-West statt

 

Unser Online-Teams finden sich auf lichess.org:

Lichess-Liga-Team für alle

SC Garching 1 macht einen Riesenschritt in Richtung Klassenerhalt

Freitag, 15 März 2024 09:07

Am letzten Februarwochenende ging es zur vorletzten Doppelrunde der 2.Bundesliga Ost nach Deggendorf.

Es ging am Samstag mit Bavaria Regensburg gegen einen direkten Konkurrenten um den Abstieg und am Sonntag gegen den hausfavorisierten Gastgeber.

Das Samstagsduell ging schon perfekt mit einem Schwarzsieg von Chris im Drachen los:

Seine Gegnerin wählte in einer bereits tausendfach gesehenen Stellung im 12.Zug einen gleichsam seltenen wie seltsamen Springerzug nach e4, woraufhin Chris sofort die Initiative übernahm. Um dem Zug eine Rechtfertigung zu geben, folgte aber anschließend die noch viel fatalere Weiterreise nach g5, um den f7 ins Visier zu nehmen.
Kurz darauf stürzten sich alle schwarzen Figuren auf den bald matten weißen König, der gerne noch einen Springer in seiner Nähe gehabt hätte.

 

Denis spielte mit Schwarz gegen die Englische Eröffnung einen Caro-Kann-Aufbau mit Königsfianchetto, wodurch eine symmetrische Bauernstruktur mit offener c-Linie entstand. Sein Gegner verpasste ihm durch Damen- und Leichtfigurentäusche zwei unschön aussehende Doppelbauern, aber die verbleibenden schwarzen Figuren standen nun aktiver. Weiß überschätzte seine Stellung und stand nach ein paar Ungenauigkeiten und Fehler auf verlorenem Posten, da ein Bauer nach dem anderen fiel. Denis spielte es sehr solide runter und erhöhte auf 2:0.

 

Christoph bekam seinen geliebten Holländer und konnte problemlos ausgleichen. Sein Gegner wählte einen relativ seltenen aber sehr soliden Aufbau.
Im Mittelspiel hatte Weiß noch n paar gute Möglichkeiten aber nach etlichen Figurentäuschen wurde das resultierende Endspiel beidseitig korrekterweise als völlig ausgeglichen bewertet.


Kurz darauf endete Jans Partie remis. Gegen Jiris Caro-Kann spielte Jan die Abtauschvariante und folgte relativ lange bekannten Pfaden.
Nachdem sich die c-Linie öffnete, wurden Damen getauscht. Jan verblieb mit der besseren Bauernstruktur und hatte nach zwei ungenauen Springerzügen die Möglichkeit, mit Lf5 entscheidend in Vorteil zu kommen. Stattdessen streute leider auch Jan ein paar ungenaue Züge ein und wählte ein Doppelturmendspiel, das 18 Züge lang die Remisbreite nicht mehr verließ.


Auch Robin sah sich der Caro-Kann-Verteidigung gegenüber, versuchte aber lieber in der Vorstoßvariante etwas zu erreichen.
Das ging jedoch bereits früh nach hinten los. Schwarz spielte mit 6.0-0 a5 eine sehr seltene aber gut spielbare Nebenvariante.
Robin versuchte sein Glück im Tausch der weißfeldrigen Läufer zu finden, doch das war schon der falsche Plan. Es erlaubte Schwarz, sich im weißen Bauernzentrum zu bedienen. In komplizierter Stellung fand Robin nicht die letzte Variante, die noch eine ausgeglichene Stellung bot. Stattdessen landete er bald auf völlig verlorenem Posten in Form eines Turmendspiels, das zwar noch 20 Züge lang gespielt wurde, aber nie wirklich große Hoffnung auf einen halben Punkt bot.

 

Max hatte die weißen Steine und spielte quasi Englisch vs Slawisch. Schwarz nahm bald darauf auf c4 und es entwickelte sich ein langer Kampf auf dem Damenflügel: Max gab einen Bauern für viel Initiative, Läuferpaar und besseres Figurenspiel. Zwischenzeitig kippte daher die Partie beinahe ein, zwei mal zu Max' Gunsten, aber Max ließ leider immer weniger Täusche zu, sodass sein Gegner nach Bauernrückgabe den Kopf aus der Schlinge ziehen konnte und in einem verflachtem Endspiel landete, das 10 Züge später Remis gegeben wurde.

 

Petr sah sich dem Aljechin-Maroczy-Gambit in der Winawer-Variante im Franzosen gegenüber.
Bereits im 7. verließ sein Gegner mit Lf4 die bekanntesten Pfade und nach beiderseitig korrektem Spiel landeten sie in einem Endspiel, in dem Weiß Turm, Springer und 3+3 Bauern und Schwarz Turm, Läufer und 2+4 Bauern hatte. Ob dieser Asymmetrie wurde das dann noch über 40 Züge lang diskutiert bis nur noch ein weißer Springer zwischen den Königen wandelte. Echte Chancen auf den Sieg hatte aber keine der beiden Seiten mehr.

 

Johannes hatte zu diesem Zeitpunkt schon ein völlig gewonnenes Endspiel auf dem Brett und so mussten die Fans aus der Ferne (mal wieder) noch lange den Spielstand aktualisieren bis endlich die erlösende Meldung des Mannschaftssieg online war. 

Vorangegangen war eine sehr seltene Untervariante im ohnehin schon seltenen verbesserten Steinitz im Spanier, in der Johannes mit 12.h4 eine starke Neuerung auspacken konnte. In der Folge gewann er einen Bauern und 45 Minuten auf der Uhr. Ein paar Züge später erspielte sich sein Gegner wieder starkes Gegenspiel am Damenflügel, das am besten durch einen direkten Königsangriff mit 20.Sg4 pariert worden wäre, aber Johannes entschied sich für eine sichere Variante, die jedoch dann leider den Vorteil schmälerte. Die Partie kippte dann noch einmal von ausgeglichen auf klar gewonnen und dann vor der Zeitkontrolle sogar nochmals kurz zu ausgeglichen bis dann letztlich ein Leichtfigurenendspiel entstand, bei dem Johannes das Läuferpaar hatte, das den gegnerischen Springer und den König dominierte. Die Verwertung war dann relativ einfach.

 

  SC Bavaria Regensburg 1881   3 5   SC Garching  
1 GM 2531 CZE Jiri Stocek   ½ : ½   Jan Vykouk CZE 2509 IM 1
3 IM 2523 HUN Flórián Kaczúr   ½ : ½   Petr Haba CZE 2436 GM 2
4 IM 2482 SRB Novak Pezelj   ½ : ½   Max Hess GER 2392 IM 4
5 FM 2303 GER Jana Schneider   0 : 1   Christian Köpke GER 2305 IM 5
8 FM 2317 GER Lars Goldbeck   1 : 0   Robin Schlichtmann GER 2264 FM 6
9 FM 2297 GER Uwe Kleibel   ½ : ½   Christoph Renner GER 2292 IM 7
10 FM 2258 AUT Johannes Lerch   0 : 1   Johannes Rusche GER 2318 FM 9
11 FM 2253 GER Cédric Oberhofer   0 : 1   Denis Werner GER 2320   12

 

Damit war bereits klar, dass es ein insgesamt sehr erfolgreiches Wochenende werden wird, da wir am Sonntag gegen nominell haushoch überlegene Deggendorfer antraten und die Erwartung nahe bei null Mannschaftspunkten lag.

Deggendorf trat allerdings ersatzgeschwächt mit nur sieben Großmeistern an, sodass wir zwar gerade an Brett 8 leichteres Spiel hatten, aber von Brett 2 bis 7 nicht die erwarteten Gegner hatten.

 

Petr würzte seine Partie mit allen Zutaten, die es für ein Großmeisterremis braucht: wenige Züge, ausgeglichene Stellung, symmetrische Bauernstruktur, solide Königsstellung. Was höchstens noch fehlte, war eine bekannte Eröffnungsvariante. Stattdessen konnte man ein Londoner System beobachten, das Schwarz mit Königsfianchetto und d6 nebst c5 beantwortete. Änderte aber nichts am Ergebnis, das bereits nach 18 Zügen und weniger als zwei Stunden feststand.

 

Chris spielte das Jobava-London-System und hatte bald die Möglichkeit, mit 12.Sxd5 einen Bauern auf Kosten von etwas schwarzer Initiative zu gewinnen. Aber die Alternative, für die sich Chris entschied, sah auch noch unlogisch aus. Während Chris' König lange in der Mitte stehen blieb, tauschten sich im Zentrum etliche Bauern und Figuren bis ein Doppelturmendspiel mit ungleichfarbigen Läufern entstand. Einen Bauern hinten entschied sich Chris dann in Zeitnot für den Versuch, den Bauern wieder zurückzugewinnen, aber sein Gegner konnte parieren und in eine Stellung überführen, die Chris schon bald zur Aufgabe zwang.

 

Max unterband die typischen weißen katalanischen Ideen früh mit b5. Eigentlich hatte Max schon ausgeglichen und mit c5 schön Druck auf das weiße Zentrum ausgeübt. Doch nach dxc5 nahm Max mit dem Läufer statt mit dem Springer zurück, sodass Weiß nach 13.b4 das Zepter übernehmen konnte. In der Folge hatte Max Schwierigkeiten, die Stellung zusammen zu halten und stand mal mehr, mal weniger deutlich mit dem Rücken zur Wand.

Das Endspiel Turm+Springer vs Turm+Springer bot nur noch an einer Stelle in Form eines forcierten Turmtauschs die Möglichkeit zum Ausgleich, aber die Variante war kompliziert und sehr konkret und in Zeitnot nicht mal eben zu berechnen. Stattdessen bediente sich Max noch auf e2 und verpasste die Chance, dem Durchmarsch des weißen c-Bauerns etwas entgegen zu setzen.

 

Jan bekam es mit einem echten Großkaliber zu tun - er durfte mit Schwarz gegen die Weltranglistennr. 42 antreten.

Ein schwieriges Unterfangen, aber er hielt sehr lange dagegen. In der Ragosin-Verteidigung folgten beide recht lange bekannten Pfaden: Weiß hatte zwar das Läuferpaar, aber gegen die schwarze Karlsbader Struktur harmonierten die weißen Figuren lange nicht und so blieb die Partie auch nach dem Damentausch noch ausgeglichen. Erst als Doppelturm und Läufer vs Doppelturm und Springer gespielt wurde, entfaltete der fast Super-GM mit Hilfe seines Freibauerns auf der d-Linie die Kraft des weißen Läufers. In beidseitiger Zeitnot passierten zunächst viele folgenlose Ungenauigkeiten bis Jan sich fatalerweise entschied, mit dem König auf Wanderschaft zu gehen, um den b-Bauern durchzudrücken. Aber das ging nach hinten los - der schwarze König fand sich plötzlich in einem Mattnetz wieder, das nur durch Bauernopfer aufzureißen war. Danach war trotz weiterer weißer Ungenauigkeiten leider nichts mehr zu holen. 

 

Denis legte einen Start-Ziel-Sieg im österreichischen Angriff hin. Nach frühem e5 kam es zum Springertausch auf c3 und der Bildung eines starken weißen Zentrums. Schwarz verpasste im Anschluss nach 10.0-0 den Zug Lg4. Das ermöglichte Denis den Angriff auf die Schwäche f7, welche nur noch durch große Zugeständnisse in Form von schwarzfeldrigen Schwächen auf d6 und f6, pariert werden konnte. Sein Gegner versuchte danach sein Glück in einem Springeropfer und taktischen Komplikationen, aber Denis hatte sehr bald sogar einen Turm für zwei Bauern und damit eine völlige Gewinnstellung.
In Richtung Zeitkontrolle schmolz dieser jedoch wieder und sein Gegner hätte sogar noch einmal zurück kommen können nach 34.Kf2 Td2, als Denis zu viel Material wieder zurückgegeben hatte. Die Aktivierung des schwarzen Königs ermöglichte Denis aber schnelles Gegenspiel mit Turm und Läufer vs Turm und drei Mehrbauern, sodass Denis bald in ein gewonnenes Turmendspiel abwickeln konnte.

 

Christoph spielte mit Schwarz im Franzosen das leicht anrüchige 3.Sc3 Sc6, wonach ihm die Planung der vollständigen Entwicklung etwas Zeit auf der Uhr kostete.

Aber die anschließende Stellung bot viel Spannung mit aus schwarzer Sicht Läuferpaar vs Springerpaar und heterogenen Rochaden, wobei sogar auch noch alle Schwerfiguren auf dem Brett waren. Christoph tauschte dann quasi Läufer und Turm vs Springerpaar und weiße Königssicherheit. Zwischen dem 30. und 45. Zug wechselte die Bewertung der komplizierten Stellung ständig von für Weiß völlig gewonnen (bspw. durch den Zug e6) zu ausgeglichen. Nach und nach gingen Christoph aber Bauernmaterial und neuere Drohungen gegen den König aus und so konnte sein Gegner ein völlig gewonnenes Schwerfigurenendspiel herbeiführen.

 

Harry spielte fast die gleiche Variante wie Chris im Jobava-London-System. In einer seltenen Nebenvariante folgten sie noch eine Weile der Partie Naiditsch-Carlsen, die Harry noch kannte. Sein Gegenüber aber offenbar nicht und so versuchte er den drohenden Qualitätsverlust über den Springerausfall Sg4 zu parieren.

Doch dieser Zug war nicht nur eine Neuerung, sondern auch sehr schlecht, da die weiße Damen nach b4 keine gescheiten Felder mehr hatte.
So entschied sich Schwarz nach 30minütigem Überlegen für den Verlust der Qualität. Die Alternative Dc6 wäre nach 12.Sc7 e6 13.Sd5 und drohender Springergabel nicht viel besser gewesen. Harry baute gleich danach seinen Vorteil in Form eines gedeckten (Mehr-)Freibauerns noch weiter aus - völlige Gewinnstellung also. Diese Stellungsbewertung änderte sich bis zum Ende der Partie nicht mehr. Erstaunlicherweise dauerte sie aber noch fast 50 Züge lang.

 

Mal wieder am längsten spielte Johannes. Im Zweispringerspiel im Nachzug mit Le7 zog sein Gegner sehr früh seinen a-Bauern auf, wonach sich Johannes für schnelle Figurenentwicklung und Spiel im Zentrum entschied. Daraus entstand ein positioneller Kampf, bei dem jeder seine Stärken und Schwächen (insb. halboffene f-Linie und Doppel-e-Bauer) hatte. Johannes machte dann auf dem Königsflügel Druck und trieb den gegnerischen Springer auf h1, während sein Gegner versuchte, auf dem Damenflügel die positionellen Vorteile auszubauen. Nicht viel vor der Zeitkontrolle bot sein Gegner einen Damentausch an, den Johannes ablehnte, um ggf. die gegnerische Dame zu fangen. Dies ging allerdings nur mehrzügig und nach einem Qualitätsopfer. Diese hochkomplizierte Stellung konnte in Zeitnot keiner mehr weit genug durchblicken. Um vom drohenden Damenverlust abzulenken, spielte Johannes' Gegner auf dem Damenflügel mit bxc5 weiter. Es drohte die Bildung von zwei weißen verbundenen Freibauern, woraufhin sich Johannes für das scheinbar sichere Zurückschlagen entschied, aber die nun mögliche Variante hatte ein riesiges Loch in Form des Feldes f5, in das sich die Dame seines Gegners mehrzügig sich hätte befreien können. Jedoch sah das in Zeitnot niemand. Stattdessen wurde in ein wieder kompliziertes Springerendspiel abgewickelt, das nochmal weitere 37 Züge zelebriert wurde.

Bis auf eine nur einen Zug lang mögliche, wieder nicht leicht zu sehende weiße Gewinnvariante verließ man aber die Remisbreite nicht mehr.

  SC Garching   3 5   SV Deggendorf  
1 IM 2509 CZE Jan Vykouk   0 : 1   Sunilduth Lyna Narayanan IND 2695 GM 1
2 GM 2436 CZE Petr Haba   ½ : ½   Aleksander Delchev BUL 2486 GM 4
4 IM 2392 GER Max Hess   0 : 1   Boban Bogosavljevic SRB 2478 GM 5
5 IM 2305 GER Christian Köpke   0 : 1   Nikola Sedlak SRB 2427 GM 6
7 IM 2292 GER Christoph Renner   0 : 1   Dalibor Stojanovic BIH 2455 GM 7
8 FM 2304 GER Harald Bredl   1 : 0   Dusan Popovic SRB 2499 GM 8
9 FM 2318 GER Johannes Rusche   ½ : ½   Martin Petrov BUL 2518 GM 9
12   2320 GER Denis Werner   1 : 0   Peter Schmidt GER 2388 IM 11

 

Damit haben wir immerhin sogar noch ein paar vielleicht noch für den Abstiegskampf wichtige Brettpunkte holen können.

Die Chancen auf den Klassenerhalt stehen jetzt bestens: sehr wahrscheinlich reicht schon ein weiterer Mannschaftspunkt am 24. und 25.Februar in Aue. um auf dem sicheren 5.Platz zu laden.

 

Ein weiteres Highlight war die Gesamtleistung von Denis, der nun mit seinem Sieg am Sonntag die 2300-Elo-Schallmauer mit satten 20 Punkten überschritten hat. Da ist die Verleihung des FM-Titels nur noch Formsache. Herzlichen Glückwunsch!

Zudem gibt es jetzt auch noch sehr guten Chancen auf eine IM-Norm.