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Keine Normen am Helmut-Kohls-Turnier in Dortmund

Mittwoch, 25 Juli 2012 10:31 Roland Lötscher

Die Dortmunder Schachtage dürften wohl allen Leserinnen und Lesern bekannt sein. Berühmtheit erlangen sie durch das "Sparkasse Chess Meeting", einem jährlich stattfindenden absoluten Weltklasseturnier mit Seriensieger Ex-Weltmeister Vladimir Kramnik. Jahr für Jahr kreuzen dort einige der weltweit stärksten Großmeister die Klinge. Neben Kramnik, der das Turnier sage und schreibe 10 mal gewonnen hat (da wirken selbst die 7 Wimbledon-Siege von Roger Federer blass dagegen), standen auch schon bekannte Größen wie Kasparov, Karpov, Anand, Leko und Ponomariov auf dem obersten Siegertreppchen.

Auch dieses Jahr, der vierzigsten Auflage des Turniers, konnte sich das Teilnehmerfeld sehen lassen. Es bestand aus Kramnik, Karjakin (dem frisch-gekrönten Schnellschach-Weltmeister), Caruana, Leko, Ponomariov, Bartel (der sich als Sieger des Aeroflot-Opens in Moskau qualifizierte), komplettiert vom deutschen Siegerteam der Schacholympiade, bestehend aus Naiditisch, Meier, Friedmann und Gustafsson.

 

Weniger bekannt als das "Sparkasse Chess Meeting" dürfte an den Dortmunder Schachtagen das Helmut-Kohls-Turnier sein. Bei diesem Begleitturnier handelt es sich um ein Normenturnier, an dem drei Großmeister mitspielen und die restlichen sieben eingeladenen Spieler (IMs und FMs) um eine GM-Norm oder IM-Norm kämpfen. Genau zu diesem Turnier war ich dieses Jahr vom Organisator Olaf Heinzel eingeladen. Als "Aufsteiger im Raum München" im Programmheft angekündigt, sollte ich möglichst alles kurz und klein schlagen, was sich meiner letzten Norm zum Titel des internationalen Meisters in den Weg stellen würde.

 

Das diesjährige Teilnehmerfeld war bunt gemischt. Neben den drei Großmeistern Andrej Orlov, Mikhail Saltaev und Eckhard Schmittdiel waren da die drei jungen Wilden Matthias Blübaum (deutscher Jugendspieler des Jahres 2012), Hagen Pötsch und Mads Andersen (Dänemark), sowie vier "mittelalterliche" Spieler: Gerlef Meins, Ilja Zaragatski, Marcel Becker und ich. Elomäßig befanden sich alle Spieler zwischen 2402 und 2527 Elo. Als Letzter der Eloliste wusste ich also, dass es nicht einfach werden würde. Außer Marcel Becker und mir trugen auch alle Teilnehmer schon mindestens den IM-Titel.

 

Das Turnier begann am Samstag 14. Juli mit Turbulenzen. Am vermeintlichen Turnierlokal, dem Ratshaus von Dortmund, eine halbe Stunde vor Spielbeginn angekommen, wurde ich nämlich mit der Frage nach dem Helmut-Kohls-Turnier abgewiesen, beziehungsweise ins Museum für Kunst und Kulturgeschichte verwiesen. Dort waren alle Türen verschlossen, kein Licht, nichts. Also zurück ins Rathaus, wo ich beim zweiten Anlauf ins Schauspielhaus geschickt wurde. Auch dort stand ich vor verschlossenen Türen. Nach einer Weile des Rumsuchens öffnete sich schliesslich ein Nebeneingang und darüber gelangte ich tatsächlich zum Spielsaal. Obwohl der Spielbeginn kurz bevor stand, war ich einer der ersten Spieler, die es hierhin geschafft hatten. Wie ich etwas später vom Organisator Olaf Heinzel erfuhr, lag die Panne an einem kurzfristigen Wechsel des Spielorts. Die Leute vom Organisationsteam im Ratshaus hätten eigentlich Bescheid wissen und die Spieler auf eine Shuttle zum Schauspielhaus bringen müssen. Die Kommunikation hat hier wohl versagt.

 

Schließlich begann das Turnier etwas verspätet, aber vollzählig. In den ersten beiden Runden erlitt ich Schiffbruch. Sowohl die Partie gegen Ilja Zaragatski wie auch diejenige gegen Andrej Orlov endeten nach ungenügendem Spiel meinerseits in einer Niederlage. Erst in der dritten Runde konnte ich Fuß fassen, mit einem Remis gegen Gerlef Meins, bei dem eigentlich nur ich auf den Sieg hoffen durfte.

Nach dieser Runde kam es zu weiteren Turbulenzen, die diesmal von außerhalb kamen. Nämlich erhielt ich kurzfristig und unerwartet die Einladung zu einem beruflichen Bewerbungsvortrag in Garching. Termin unverschiebbar am Donnerstagmorgen (also während der sechsten Runde).

Glücklicherweise fand sich mit dem souverän agierenden Olaf Heinzel und dem gutwilligen GM Schmittdiel schnell eine Lösung. Flugs wurden fünfte und sechste Runde getauscht und meine Partie gegen Schmittdiel (die normalerweise auf die fünfte Runde gefallen wäre) auf den Freitag verschoben. Die Zeit bis zum Donnerstag Abend abseits der Partien vom Dienstag und Mittwoch verbrachte ich hauptsächlich mit Vorbereitung auf den Bewerbungsvortrag und der Reise nach Garching und zurück nach Dortmund. Schachlich kam ich immerhin zu zwei weiteren umkämpften Remisen gegen Hagen Pötsch und Marcel Becker.

 

Der Freitag sollte für mich die Entscheidung bringen. Mit minus zwei konnte ich mir nur berechtigte Hoffnungen auf die IM-Norm machen (welche bei 50% der Punkte lag), wenn ich wenigstens eine der beiden Partien gewinnen würde. Die Partie gegen Mads Andersen begann auch vielversprechend, als mein Gegner Ende Eröffnungsvorbereitung vom rechten Weg abkam. Leider war meine schachtaktische Wachheit an einem Tiefpunkt und ich stellte die Partie in wenigen Zügen weg. Das war natürlich ein kräftiger Dämpfer meiner Ambitionen. Die Nachholpartie gegen Eckhard Schmittdiel endete dann in einem umkämpften Remis. Die Norm war futsch.

 

An der Spitze des Turnieres hatte sich inzwischen der Elofavorit GM Andrei Orlov breit gemacht. Mit starkem Positionsspiel raubte er einem Gegner nach dem anderen die Hoffnungen auf das Gelingen der Partie. Die Normen-Hoffnungen hatten sich allgemein weitgehend verflüchtigt. Nur Gerlef Meins und Hagen Pötsch hatten zwei Runden vor Schluss noch geringe Chancen auf die GM-Norm, mussten aber noch gegen Andrei Orlov ran. Nach der zweitletzten Runde waren auch diese Chancen zunichte.

Mir ging es in den letzten beiden Partien darum, wenigstens nochmals eine gute Partie zu zeigen und allenfalls eine davon zu gewinnen. Tatsächlich gelang mir ersteres im Spiel mit Mikhail Saltaev (in einem ruhigen Drachen) und letzteres (in einem wilden Slaven) gegen den Schachprinzen Matthias Blübaum. Allerdings musste Blübaum meinen König über das ganze Brett bis nach b6 treiben, ehe er sich unabwendbarem Grundlinienmatt ausgesetzt fand. So viel Glück hatte ich lange nicht mehr.

 

Die Bilanz sieht nun wie folgt aus: Überlegener Sieger wurde Andrei Orlov mit 7 Punkten aus 9 Partien. Aufs Treppchen schafften es auch Hagen Pötsch und Ilja Zaragatski mit jeweils 5.5 Punkten. Mit 3.5 Punkten wurde ich geteilter siebter bis neunter. Den schwarzen Peter erwischte Eckhard Schmittdiel mit 2.5 Punkten. Zufrieden bin ich mit dem Gehalt meiner Partien. Alle waren inhaltsvoll und ausgekämpft. Mit dem Resultat (eine 2387 Performance) kann ich auch leben. Unzufrieden bin ich mit den vielen Fehlern, die sich in mein Spiel eingeschlichen hatten. Aber ja, aus Fehlern lernt man (hoffe ich) und eine weitere Chance auf die letzte IM-Norm kommt bestimmt (Stichwort: 2. Bundesliga).

 

An dieser Stelle möchte ich es nicht versäumen, dem Organisator Olaf Heinzel für die Einladung ans Turnier zu danken. Ebenfalls herzlich bedanken möchte ich mich bei Jan Englert, der Olaf Heinzel mit mir bekannt gemacht hat und sich mit vielen netten Worten über mein Schach für meine Teilnahme eingesetzt hat.