Zweite schießt sich an die Tabellenspitze

Sonntag, 07 Dezember 2014 19:04

 

TSV Solln - SC Garching II     0,5 : 7,5

 

SCG2 in Ballerlaune! Mit einem auch in dieser Höhe verdienten Sieg wurde unsere Zweite zum Jahresabschluss ihrer Favoritenrolle voll gerecht. Da parallel die Konkurrenz sich gegenseitig die Punkte wegnahm, überwintert SCG2 dank der besseren Brettpunkte da, wo es am schönsten ist: Ganz oben in der Tabelle.

 

Dabei fing es durchaus turbulent an: Einer unserer Mannen (Name der Redaktion bekannt) hatte zunächst den Weg ins Garchinger Spiellokal gesucht, fand dort auch Schachkollegen an, aber ausschließlich die von der Ersten. Zum Glück ist der Weg Garching-Solln noch innerhalb der erlaubten Toleranz von einer Stunde zu überwinden, und so kam Richard noch rechtzeitig vor Blättchenfall zu seiner Partie. 

 

Kaum waren wir vollzählig, stand das nächste Chaos an: Die Uhren waren nicht auf den neuen Fischermodus (pro Zug 30 Sekunden dazu) eingestellt, also galt es, alle Partien anzuhalten und händisch nachzuziehen. Auf einen formellen Protest verzichteten wir, schließlich waren wir zum Schachspielen gekommen - und wir sollten belohnt werden!

 

Denis war als Erster fertig: In seinem Damengambit hatte er den weißen König unter Aufgabe des Läuferpaars an die frische Luft gezerrt. In unklarer Lage entschloss sich sein Kontrahent zu einem nicht gerechtfertigten Figurenopfer. Denis nahm dankbar alle Steine mit und demonstrierte anschließend trocken, dass es der weiße König war, der unsicherer stand. Jochen legte nach: Die Einladung zu Eröffnungsexperimenten (1.d4 d5 2.c4 Lf5!?) lehnte er ab, transformierte  die Partie in einen Slawen, in dem der Gegner alsbald seine wichtigste Figur, den schwarzfeldrigen Läufer samt Minusbauern abtauschen ließ. Stetige Druckerhöhung führte schnell zum zweiten Punkt für SCG.

 

Markus ließ sich nicht lumpen. Sein Gegner wusste offenbar nicht so recht, wie seinem Pirc-Aufbau zu begegnen war, so dass er alsbald erst Initiative und Material gewinnen konnte. - Übungsaufgabe: Wer sieht die gerade mit Da5-f5 aufgestellte Doppeldrohung?

Auflösung am Ende des Artikels.

 

Und weil's so schön war, legte Claus gleich nach: Seine Rechenaufgabe lautete: Offene Stellung + Läuferpaar = 1 Bauer, 2 Bauern, 3 Bauern = Aufgabe. Sein Kontrahent verzichtete auf Demonstration des entsprechenden Läuferendspiels und gab auf. Johannes sorgte dann dafür, dass unser Sieg nicht nach einem kampflosen Sieg aussah. Obwohl mit deutlichem Eröffnungsvorteil gestartet, verpasste er den Knock-Out, konnte dann aber noch die Stellung wieder unter Kontrolle bekommen und schließlich ins Remis abwickeln. Richard hatte sich durch seine Extratour durch München nicht irritieren lassen, ging aktive am Damenflügel vor und konnte deutlichen Stellungsvorteil erlangen. Wenn im geschlossenen Sizi Weiß alles auf den Vorstoß f4-f5 setzt, sollte er ihn auch durchbringen, oder er verbleibt - wie in der Partie - mit einem schwachen Isolani f4. Am Schluss kann Richard dann aber doch nicht die Dame des Gegners mitnehmen, weil er stattdessen matt setzen muss ...

 

Mariusz spielt eine Bilderbuchpartie der Marke "starker Springer gegen schwacher Läufer". Als er die Qualität gewinnt und plötzlich zwei schwarze Bauern losrennen, werden unliebsame Erinnerungen an Runde zwei wach - aber diesmal hat Mariusz alles bis zum Ende durchkalkuliert. Den Schlusspunkt setzt wieder Karsten. In seinem Caro-Kann fliegen zunächst alle Leichtfiguren bei heterogenen Rochaden vom Brett, bis Karsten dann nachweist, dass die resultierende Stellung eben doch nicht totremis ist, sondern im Gegenteil voller Leben.

 

Alles in allem ein schöner Jahresausklang. Ach ja, die "Doppeldrohung" bei Markus? Die bestand aus Dxb1 (das hatte sein Gegner gesehen), Dxh3 (das hatte auch noch Markus gesehen) und Dxf1 (das hatte keiner im Saal gesehen - haben Sie es bemerkt?)