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Zweite gegen Haar: Spannung bis zur letzten Sekunde

Mittwoch, 04 Februar 2015 08:41

Mit dem heutigen Auswärtskampf und dem Einläuten der letzten 4 Runden, galt es nun die Kür zu vollziehen, nachdem beim bisherigen Pflichtteil ein Punkt (gegen Tuerkheim) abgegeben wurde. Der heutige Gegner war der bisher Tabellendritte Haar.

 

Der erste Versuch des Gegner uns mit einer Spielortverlegung (ca. 20 m ums Eck vom bisherigen Spiellokal) aus der Ruhe zu bringen, hat nicht ganz funktioniert. :-) Dagegen hat aber die Abweichung der Stammaufstellung den einen oder anderen aus der Vorbereitung gebracht. Aber gut, es wäre ja auch zu einfach, wenn man alles immer schon vorher wüsste.

 

Manch einer (so z. B. Markus S. ) war noch beim Herunterspielen von Theoriezügen, als Mariusz schon den ersten Punkt für Garching einfuhr. Offenbar kannte er die Theorie im Alapin-Sizi (2.c3) besser als sein Gegner, welcher sich mit 12.Ke1 und 13.h3 zwei Fehler leistete, dass er schon 3 Züge später aufgeben konnte.

 

Etwas anders ging es da Johannes, welcher seinerseits schon nach dem dritten Zug aus dem Buch war (hatte sich auf einen anderen Gegner und eine andere Variante vorbereitet) und deswegen auch schon nach 12 Zügen nur noch 24 Minuten auf der Uhr hatte. Da sein Gegner kein geringerer als die langjährige Nummer Eins von Haar H.Waelzel war, unsere Mannschaft schon 1:0 führte, außerdem ein Blick nach links zeigte, dass Markus S. wohl bald den nächsten vollen Punkt einfährt, einigte man sich im 17ten Zug auf Remis.

 

Dass Haar die Vorbereitung offenbar gezielter durchführen konnte, musste leider Richard an Bett 4 spüren bekommen. Richard wählte einerseits eine etwas fragwürdige Variante, wo nach dem siebten Zug schon die Damen getauscht sind, Schwarz das Rochaderecht verloren hat und Weiß seine Figuren schneller aktivieren kann, anderseits packte sein Gegen mit 12.Sa4 eine eigens analysierte Neuerung aus, die seiner Meinung nach deutlich günstig für Weiß sei. Im weiteren Verlauf konnte sich Richard zwar etwas entfalten, doch die drückende Initiative von Weiß, zuerst mit Turmverdoppelung auf der d-Linie und später auf der siebten Reihe, endeten mit einem taktischen Schlag nach einem Übersehen von Weiß.

 

Als nächstes dann der volle Punkt von Markus S. An Brett 2 spielte er eine Variante, die er schon in ähnlicher Form gegen einen polnischen GM hatte, doch diesmal versuchte er nicht gegen, sondern um den weißen Vorpostenspringer auf d5 herum zu spielen (14…Se6) und Druck auf die schwarzen Felder (d4+f4) im weißen Lager auszuüben. Dies führte zu dem ersten weißen Fehler 15.Lh4 der direkt in den taktischen Schlag 15…Sxe4 lief. Danach wurden alle schwarzen Figuren aktiv. Das prophylaktische 18…Kh8 um allen Schachs auf e7 und f6, sowie auf der Diagonalen a2-g8 aus dem Wege zu gehen, provozierte Weiß am Damenflügel sein Gegenspiel zu suchen (19.b4), was jedoch in den Einschlag 20…Lxg2 lief. Danach war die Partie entschieden und eine Sache der Technik. Markus wählte den ruhigen Weg ohne viel rechnen zu müssen, wodurch ein paar schöne Wendungen zur direkten Entscheidung im Hintergrund blieben.

 

Zwischenstand 2,5:1,5 für Garching

 

Da wir diesmal Claus an die erste Mannschaft abgeben mussten, war unserer Joker diesmal Marcus M. Nach 1.d3 ergab sich der "sizilianisch KIA", bei dem Marcus' Gegner schon früh die Linie verlor. Der Springer auf b3 stand bis zum Partieende im Abseits. Marcus glich schnell aus, hatte einen bald einen Bauern mehr, der zwar nicht wirklich von Bedeutung war, aber Zeit verschaffte, die Marcus zu einem durchschlagenden Königsangriff nutzen konnte. Kurz vor der Zeitkontrolle standen dann in der Tat vier Figuren vor dem schutzlosen König und Weiß gab angesichts des baldigen Matts auf.

 

Bei Karsten kam 1.d4 f5 aufs Brett wo Karsten im Mittelspiel durch einen kleinen Trick zunächst die Qualität gewinnen konnte. Um kein Gegenspiel zuzulassen, entschied er sich aber die Qualität sofort zurück zu geben, und dafür aber einen Mehrbauern zu behalten. Später in der Analyse zeigte sich, dass dies unnötig war. So konnte Karsten noch den Damentausch forcieren und ins Turmendspiel mit Mehrbauern abwickeln. Doch dieses Endspiel sah besser aus als es war, so dass die Partie mit Remis endete.

 

Auch bei Jochen folgten beide der Theorie im Slaven bis zum 15ten Zug, bevor Jochen dann mit 16.d5! einen Bauern ins Spiel steckte um aktives Spiel zu erlangen.Schwarz spielte in den folgenden Zügen etwas zu sorglos, so dass Weiß mit einem Mehrbauern verblieb und das zu einer Gewinnstellung ausbauen konnte. Mit 28.Sd6 hätte Jochen den Sack zu machen können, doch ihm waren Abspiele wie 28... c3 29.Lxf7 Kh8 30.Sc8 Tc8 nicht klar, so dass er sich für 28.Lf7 entschied, dabei aber 29... Ke7 übersah. Das gewinnt zwar immer noch wegen des Tricks 31.Sc5! Kd6? 32.d8D! Allerdings war spätestens nach 33.Sxb5? die Reise seines Springers zu Ende. Auf Grund einer Bauerngabel-Drohung musste er den Springer hergeben. Sein Gegner hat den Rest dann sauber zu Ende gespielt.

 

Zwischenstand 4:3 für Garching und am Brett 5 bei Denis hatten viele schon mit einer Null gerechnet. Doch diese hochdramatische Partie ist es wert von Begin an betrachtet zu werden:

Nachdem Denis auch etwas überrascht vom Gegner und der Eröffnung war, versucht er sich mal in der von Gerhard empfohlen Voronesh Variante gegen die Aljechin Verteidigung. Irrtümlicherweise dachte er, sein Gegner spiele die Variante auch zum ersten Mal und setzte des im 12ten Zug deswegen nur mit der zweitbesten Fortsetzung 12.Sb5 fort. Obwohl Denis ein paar Züge später schon sein Läuferpaar hergab, gelang es ihm nach ein paar ungenauen Zügen von Schwarz wieder die Initiative zu ergreifen. Leider fand er dann aber nicht den richtigen Plan, um den Vorteil in einem Gewinn umzuwandeln, so dass nach 32 Zügen die Stellung wieder im Gleichgewicht war. Dann aber machte sein Gegner mit 32...b6? einen Fehler, der eine taktische Wendung (33.Sb7!) zugelassen hätte! Da Denis diese Chance aber nicht nutzte, entstand wieder ein gleichwertiges Endspiel. Die nächsten Fehler sollten aber dann bei ihn liegen und mit 36.Kf4? und 39.Te1?? waren die Befürchtungen seiner Teamkollegen berechtigt. Die Zeitkontrolle war vorüber und Denis versank in tiefes Nachdenken, wie er den alles entscheidenden halben Punkt für den Mannschaftssieg noch erlangen könnte. Nachdem Schwarz einige Gewinnmöglichkeiten ausließ, kam Denis mit 48.a4 wieder zurück auf die Remisschiene. Unbegreiflich für seinen Gegner wie das passieren konnte, versuchte dieser mit Krampf noch einen Gewinnweg zu finden. Doch dabei überzog er die Stellung und plötzlich war Weiß wieder auf der Gewinnerstraße. Da Denis aber nach wie vor nur den halben Punkt zum Mannschaftssieg im Kopf hatte, hätte er sich mit Zugwiederholung auch zufrieden gegeben. Nicht aber sein Gegner, der nochmal tief in die Stellung blickte und dabei die Zeit überschritt!